Vanessa Licht

Rasende Reporterin

REKALL: „Wir halten durch“

Die aktuelle Situation zwingt Kunst und Kultur in die Knie. Um der Szene eine Plattform zu geben, bittet die rasende Reporterin Vanessa Licht DJs, Clubchefs, Künstler und viele weitere zum Interview unter dem Motto „Wir halten durch“. Heute kommt REKALL zu Wort.

REKALL macht Reggae-Musik aus Österreich und überzeugt mit seiner Motivation seine Fans. Mit dem grade neu erschienen Album UNIFICATION, exklusiv produziert von House of Riddim, macht er Hoffnung auf bessere Zeiten und motiviert zum durchhalten. Auch er leidet unter der aktuellen Situation, doch lässt REKALL sich nicht unterkriegen!

(c) Fiasko.one

Wie frustrierend ist die aktuelle Situation?
Da hab ich etwas gemischte Gefühle. Corona-technisch bin ich aber wirklich am Limit. Man versucht, das Beste daraus zu machen, aber es zieht sich jetzt einfach schon sehr lange. Ich möchte selber nicht Entscheidungsträger sein, denn ich kenns aus der Musik – wie man es macht, macht man es falsch. Auf so eine Situation war niemand vorbereitet und am Montag weiß man immer, wie das Wetter am Sonntag war. Aber ich vermisse eine logische und vor allem konsequente politische Linie. Wenn jetzt körpernahe Dienstleister wieder aufsperren dürfen, aber nur Kunden mit negativem Covid-Test der letzten 48 Stunden empfangen dürfen, frage ich mich, warum zum Einkaufen im Saturn dann eine FFP2-Maske reicht. Ein Hotspot der Verbreitung des Virus waren die Skilifte. Ein Jahr später steckt Österreich nach wie vor in der „härtesten Phase der Pandemie“ und wir sperren die Skilifte auf. Mitten in der Jahreszeit, in der das Virus am leichtesten überlebt! Manche Lobbies sind einfach mächtiger als andere. Ich verstehe den Frust der Leute! Kunst und Kultur stecken nach wie vor im ersten Lockdown. Mehr muss ich nicht sagen. 

Das Thema des Interviews lautet „Wir halten durch“ – WIE hältst du durch?
Ich tausche mich aus mit meinen Freunden und mache ganz viel Musik. Abseits vom Songs Schreiben und Aufnehmen gibt’s ja genug Promo-Arbeit für einen Künstler. Also arbeiten kann ich genug 🙂 Ansonsten treibe ich viel Sport und gehe gerne spazieren. Ich bin ja letztes Jahr von Wien nach Salzburg gezogen und in dieser Umgebung kann man die Natur wahnsinnig gut genießen. Meine Freundin und ich haben kürzlich einen Hund bekommen, der hält uns auch ganz schön auf Trab.  

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Rechnest du damit, eines Tages wieder auf der Bühne aufzutreten? Denn an den Nagel hängen würdest du so schnell nicht, korrekt?
Das steht außer Frage – aber wann, weiß halt niemand. Ich beende auch mit Sicherheit nicht meine Karriere, nein. Es geht ja wirklich allen Künstlern gleich. Von dem her, wenn da jetzt alle aufhören würden, wirds düster glaub ich .. hehe! Musik hilft – nicht nur den Zuhörern, sondern auch den Machern. Es ist ein Sprachrohr, Ventil, Motivator, Antrieb, Auffangnetz… es wäre auch für mich nicht gut, damit aufzuhören. 

Wie hältst du dich aktuell über Wasser?
Körperlich halte ich mich im Sport- und Physiotherapie-Zentrum von Gernot Schweizer fit. Seines Zeichens eine Koryphäe im Österreichischen Spitzensport. Er und sein Team haben beziehungsweise betreuen nach wie vor die Elite im Spitzensport wie beispielsweise Marcel Hirscher, Manuel Feller und viele weitere Österreichische Sportler und Nachwuchstalente. Ich trainiere dort mit dem Tim und das Training macht so viel Spaß wie noch nie. Ich lerne wirklich sehr viel. Ich trainiere seit 20 Jahren, aber es ist faszinierend zu sehen, wie weit man von Spitzensportlern weg ist. Unfassbar! Finanziell ist es halt sehr schwer. Live-Auftritte machen zirka 80 Prozent des Einkommens eines Künstlers aus. Man verdient an Plattenverkäufen und Streams nichts. Nur als kleines Beispiel: Pro Stream auf Spotify gabs 2020 ca. 0,003755 Cent in Österreich. Man braucht also ca. knapp eine halbe Million Streams auf Spotify (pro Monat), um ein durchschnittliches Monatsgehalt in AUT zu erreichen. Nicht mit eingerechnet, was man davor investieren muss, um diese Anzahl an Streams zu erreichen. Also ja, … schwer! 

Wie lange ist die aktuelle Situation für dich noch tragbar?
Das kann ich in Tagen nicht genau sagen, aber wir stoßen langsam alle an die Grenzen unserer Ersparnisse. Ich habe bislang noch keine Förderung bekommen. Dementsprechend wirkt sich das auch mental aus. Existenzängste sind nicht unbedingt eine Einschlafhilfe. 🙁 

Könntest du dir vorstellen, in der jetzigen Situation eine Lösung zu finden, wie du unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen auftreten könntest oder man ein Konzert veranstalten könnte?
Definitiv! Wir haben mittlerweile Masken und Schnelltests. Eine gut konzeptionierte Sicherheitskontrolle und Teststraße vor dem Eintreten in den Club und/oder Konzert bzw. Festival sollte doch dazu beitragen, dass die Musik wieder erklingen darf. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute das in Kauf nehmen. Es MUSS eine Möglichkeit geben, die KEINE Impfpflicht beinhaltet! 

Wie empfindest du online Events? Hast du schon bei einem mitgewirkt? Bleibt man so mit den Fans in Kontakt oder wie handhabst du das?
Ich hab erst unlängst eines gespielt, ja – für Team Reggae Austria. Es war ein ganzer Event-Abend auf zoom. Es haben etliche DJs aus der Reggae Szene aufgelegt und ich habe live performt. Es war super organisiert. Aber total eigenartig, wenn du niemanden hörst und die Leute nur am geteilten Splitscreen sieht. Der Administrator kann dann immer wieder einzelne Leute für alle sichtbar machen. Plötzlich siehst du dann Leute tanzen oder kochen oder einfach nur dasitzen und zusehen oder Leute mit Schildern oder Songwünschen. Schon witzig, aber irgendwie auch sehr, sehr komisch zugleich. Kein Vergleich zu einem echten Livekonzert vor Publikum!  

Produzierst du jetzt mehr Songs, um den Lockdown so zu nutzen oder fehlt der Antrieb?
HAHA! Nein, ich habe 2020 12 Songs und etliche Videos released und jetzt ein Corona-Baby bekommen. Am 4. Februar ist nämlich mein Album „UNIFICATION“ rausgekommen. Es ist ein reines Feature-Album mit 13 Titeln. Es sind sowohl internationale Top-Stars aus dem Genre als auch heimische Reggae Kollegen mit drauf. Das ist tatsächlich in und wegen der Corona-Pandemie entstanden. Weil niemand Konzerte spielen konnte, hatten auch alle Artists Zeit, mitzumachen. Produziert von Sam Gilly von House of Riddim. Das ist die Band von Anthony B, die eigentlich ohne Corona das ganze Jahr mit ihm auf Tour sind und dementsprechend auch keine Zeit gehabt hätten.

Hier geht’s zum Albumhttps://orcd.co/jr2plnx

Im September 2020 hab ich dann meine erste #1 Chart-Platzierung geschafft. Mit Ganja Love Remix feat. Million Stylez sind wir bei Radio Superfly auf die 1 gegangen :)Außerdem haben wir eine kurze Doku bzw. Portraits von mir produziert, die zur Zeit grade den ganzen Februar mehrmals täglich als Puls4 Musiktipp im TV (Pro7 Austria, Sat1 Austria, Kabel1 Austria, Puls4 und Sixx) zu sehen ist oder auf meinem Youtube-Kanal. Von dem her hatte die Corona Pandemie auch etwas Gutes für mich 🙂 

Wenn du nächstes Wochenende wieder auftreten dürftest, wo würde man dich finden?
Definitiv am Hill Vibes Festival oder am One Love Festival. Zwei der besten Reggae Festivals Österreichs. 

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?
Aktuell hoffe ich, dass wir bald wieder unsere Normalität und die Freiheit zurückgewinnen. Für mehr Toleranz und Gleichberechtigung bin ich sowieso immer! 

Möchtest du deinen Fans noch etwas sagen?
Natürlich, immer! Ich bin dankbar für so viele Menschen, die meine Musik berührt. Die mir immer wieder Videos und Nachrichten schicken, in denen sie mir mitteilen, dass ihnen meine Musik Kraft gibt. Und ich liebe es, wenn die Leute mir Videos von ihren Kids schicken, wie sie zu meiner Musik tanzen. Davon bekomm ich tatsächlich sehr viele. Reggae spricht halt alle Sprachen <3 

Unterstützen wir die Künstler! Zu den Kanälen von REKALL geht’s hier:

Hier geht’s zu seiner Homepagewww.rekall.at

Februar 2021, Vanessa Licht

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