Vanessa Licht

Rasende Reporterin

DJ R1CKY: „Wir halten durch“

Die aktuelle Situation zwingt Kunst und Kultur leider noch immer in die Knie. Um der Szene eine Plattform zu geben, bittet die rasende Reporterin Vanessa Licht DJs, Veranstalter, Clubchefs und viele weitere zum Interview unter dem Motto „Wir halten durch“. Heute kommt DJ R1CKY zu Wort.

„Musik hat mich immer fasziniert“, schreibt DJ R1CKY auf seiner Homepage. Neben dem Singen in einer Jugendband begann er schon im Alter von 13 Jahren, sich für die DJ-Tätigkeit zu interessieren. Als „Newcomer“ war er schließlich mit gerade einmal 23 Jahren damals einer der jüngsten Stadl DJ’s Österreichs und steht heute noch immer mit voller Power hinter den Decks.

(c) Peter Preininger

Wie frustrierend ist die aktuelle Situation?
Wer mich kennt, weiß, dass ich DJ aus Leidenschaft bin. Dementsprechend ist es enorm frustrierend, dass mir mit dem Auflegen mein größtes Hobby genommen wurde. Ich habe die Szene nicht nur als Arbeit gesehen, sondern auch viele Freunde gewonnen und genau diese teils sehr freundschaftlichen Beziehungen fehlen mir. Was es schwierig macht, ist die momentan fehlende Perspektive und die Ungewissheit, wann es wieder losgeht. 

Das Thema des Interviews lautet „Wir halten durch“ – WIE hältst du durch?
Ich probiere, das Beste aus der Situation zu machen und nutze die Zeit, um Ordnung in meine DJ-Datenbanken zu bringen. Das war schon lange überfällig und jetzt habe ich auch Zeit dazu. Dadurch bin ich dann auch nicht „weg von der Szene“ und bleibe am Zahn der Zeit. Nebenbei hilft mir der Sport, mich ein wenig abzulenken. Regelmäßige Telefonate sowie Gespräche mit DJ-Kollegen, Gästen als auch Betreibern geben mir Zuversicht, dass wir die Krise nutzen können, um hinterher mit voller Kraft da zu sein. 

Rechnest du damit, eines Tages wieder aufzulegen oder müssen die Fans bangen, dass du deine Karriere an den Nagel hängst?
Gerade in Krisenzeiten ist es notwendig, sich klar zu bekennen und ich weiß: DJ zu sein, ist für mich mehr als ein Beruf und daher will ich meine Leidenschaft auch so lange wie möglich auskosten. Jeder weiß, dass ich gerne und mit 100% dabei bin. Über die Jahre habe ich so viele Menschen kennengelernt, die ich mittlerweile stolz Freunde nennen darf und den eingeschlagenen Weg möchte ich UNBEDINGT weitergehen. Es wird eine Zeit nach Corona geben und diese auch sicherlich mit mir. 

Wie hältst du dich aktuell über Wasser?
Im Jahr 2017 habe ich mir glücklicherweise einen Hauptjob zugelegt, mit dem ich meine Fixkosten abdecken kann. Dort bin ich kurz vor Beginn der Pandemie befördert worden. Das macht es aus finanzieller Sicht erträglich, wobei meine DJ-Ausgaben wie Wartung der Technik, Einkauf von aktueller Musik keineswegs irgendwo finanziell unterstützt werden.

Wie lange ist die aktuelle Situation für dich noch tragbar?
Aus finanzieller Sicht geht’s, weil ich den Hauptjob habe. Dennoch fällt mir hier ein doch erhebliches zusätzliches Kapital weg. Viel schwerwiegender ist für mich das Ausbleiben sozialer Kontakte. Wer mich kennt, weiß, dass ich manchmal ein „Kasperl“ bin und diese ganzen Späße fehlen mir einfach auf lange Sicht. Durch diese plötzliche Veränderung verspüre ich ein Gefühl der Leere und ich hoffe, dass wir bald wieder gemeinsam durchstarten können. Für 2021 rechne ich gar nicht mehr mit großen Öffnungsschritten, jedoch ist für mich mit Ende 2021 die Situation dann aber auch nicht mehr tragbar.

Könntest du dir vorstellen, in der jetzigen Situation eine Lösung zu finden, wie du unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen auflegen könntest?
Ich glaube, dass hier bereits in einigen Bereichen, wo Massen zusammenkommen (z.B. Schulen) bereits Vorreiter von Konzepten entstehen. Wenn man sich anschaut, dass das Testen gerade in Wien schon fast zur „Normalität“ wird, kann ich mir gut vorstellen, dass Schnelltests sowie Contact-Tracing in den Discotheken sicher ihre Berechtigung hätten. Es sitzen dahingehend ja auch immer wieder Experten zusammen, die sich hier ausführlich beraten und ich habe für den Sommer sogar eine Hochzeit, wo man mit „Fieber messen“ und einem negativen Testergebnis (max. 24 Std alt) hier schon probiert, so etwas in diese Richtung umzusetzen.  Daher hoffe ich, dass man mit Tests sowie Sicherheitskonzepten ein sicheres Feiern ermöglichen kann. 

Trittst du bei online Stream-Events auf oder bist schon aufgetreten? Wie empfindest du solche Events?
Ich habe im Jahr 2020 zweimal für den A-Danceclub und zweimal für den Musikpark Linz gestreamt. Klar ist das kein Vergleich zur Partynacht im Club, aber es bietet die Möglichkeit, mit den Gästen in Kontakt zu treten und über die integrierten Chats kommt es da schon mal zum ein oder anderen Späßchen. Auch heuer habe ich bereits für den A-Danceclub beim ersten Stream live aus dem „Stadl“ gestreamt. Knapp 8000 Aufrufe zeigen uns, dass auch hier wirklich Interesse dafür besteht.

Produzierst du selbst Songs, um in dieser Zeit aktiv zu bleiben?
Im Sommer habe ich gemeinsam mit einem sehr netten Wiener Kollegen unter dem Pseudonym „Rein & Hard“ eine deutsche Nummer eingesungen. Außerdem habe ich mit den Bootlegs zu „Hello Again“ und „Sailormoon“ zwei weitere Veröffentlichungen im Jahr 2021 folgen lassen. Es sind lustige Produktionen geworden, bei denen der Spaß im Vordergrund steht und ich denke, genau das ist es, was wir in dieser Zeit nicht verlieren sollten. 

Wenn du nächstes Wochenende wieder auflegen dürftest, wo würde man dich finden?
Eigentlich wäre ich am liebsten in allen Discotheken gleichzeitig, da dies aber nicht möglich ist, wird es wohl einer der beiden Wiener Clubs in meiner Referenzenliste sein: Prater DOME oder A-Danceclub. Beides sind meine „Heimatdiscotheken“ wobei aus der Historie heraus, der A-Danceclub jener Club war, der mich groß gemacht hat und dem ich zu verdanken habe, dass ich heute da stehe, wo ich bin. Denn dieser Club hat mir im Jahr 2014 mit meinen jungen 23 Jahren die Chance gegeben, mein Können unter Beweis zu stellen und ich glaube, dass ich dieses Vertrauen, das ich damals bekommen habe, auch heute noch zurückgeben kann. Daher ist aus emotionaler Sicht der A-Danceclub hier sicherlich nochmal das sogenannte „i-Tüpfelchen“. Wobei ich den Musikpark Linz, den Musikpark Heilbronn (D), die Hämmerle Bar in Dornbirn, das „Fire & Ice“ in Ischgl sowie die „Alm“ in Stoob als auch die Discothek Sachs als starke Partner und auch Freunde auf meinem Weg sehe. Daher bin ich, egal wo es hingeht, überall sehr gerne. 

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?
Wenn man manche Reaktionen im Netz liest, hoffe ich, dass wir mit den nächsten Öffnungsschritten und zuletzt dem Öffnen der Nachtgastronomie an alte Zeiten anknüpfen können und das persönliche Treffen und Kennenlernen wieder im Vordergrund steht. Ich hoffe, neben den bekannten Gesichtern viele neue Gäste in den Discotheken begrüßen zu dürfen, die sich dann auch gerne mal einen nervigen Titel wünschen dürfen, denn auch das geht uns DJs mittlerweile ab! 

Möchtest du deinen Fans noch etwas sagen?
Bitte, bleibt trotz aller Maßnahmen und Einschränkungen positiv gestimmt und denkt an die schönen Momente im Leben. Diese geben uns Halt, die Krise zu überstehen und mit vollgeladenen Tanks feiert es sich hinterher umso schöner. Ich zähle auf euch!

Unterstützen wir die Szene! Zu den Kanälen von DJ R1CKY geht es hier:

März 2021, Vanessa Licht

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