Vanessa Licht

Rasende Reporterin

Es brodelt in der Clubszene: Das WERK fordert Aufhebung des Tanzverbots

Stefan Stürzer, Direktor der alternativen Kunst- und Kulturinitiative das WERK am Donaukanal, hält eine Öffnung für dringend notwendig und fordert rasche Handlungsschritte der Politik: „Die Zeit für Perspektiven ist reif!“

Der seit 2006 agierende Kulturverein das WERK feiert kommenden Sommer – hoffentlich – sein 16-jähriges Bestehen. Durch die langwierigen lockdownbedingten Schließungen seit März 2020 fokussiert sich dessen Clubgeschehen auf den Outdoor-Bereich. Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, meint Stürzer: „Ein Überleben ohne Öffnung des Indoor-Bereichs wird es nicht geben.“

(c) Das WERK

„Clubs haben lange genug um ihr Überleben gekämpft“
Es war für alle Clubbetreiber*innen ein langer und harter Winter. Die Prognosen der Ärzteschaft und die herannahende Omikron-Welle im Dezember machten eine Öffnung der Clubs unmöglich. „Das kann Mensch auch nachvollziehen und es wurden erneut alle Einschränkungen von uns mitgetragen. Jetzt ist es aber an der Zeit, sich für eine schnelle Öffnung der Clubkultur stark zu machen.“

Ein Blick nach Nordeuropa zeigt, wie es gehen könnte: In etlichen Ländern fallen alle Einschränkungen. Sogar in Israel kehrt man zur „Normalität“ zurück, Deutschland hebt im März das Tanzverbot auf.

Forderung nach baldigen Öffnungsschritten für gesamten Wirtschaftszweig
Dem WERK geht es auch darum, ein Lebenszeichen zu setzen und Awareness zu schaffen. Die unterschiedlichen Betriebe der Clubszene stellen sowohl subkulturelle Schmelztiegel dar, genauso wie sie in ihrer Gesamtheit einen großen Wirtschaftszweig bilden, der Arbeitsplätze schafft und damit Existenzen sichert. „Über die Wichtigkeit einer funktionierenden Clubkultur in einer Weltstadt wie Wien brauchen wir an dieser Stelle nicht zu diskutieren“, so Stürzer.
Dass es der Nachtwirtschaft erneut als einem der letzten Bereiche gestattet werde, Lockerungen der geltenden Corona-Beschränkungen umzusetzen und damit zu einem eigenständigen Normalbetrieb zurückzukehren, sei keine akzeptable Perspektive. Dies vor allem angesichts der Tatsache, dass die Umsätze der Monate März, April und Mai für viele Clubs das wirtschaftliche Überleben während der Sommermonate sicherstellen.

Sicherer Betrieb durch fundierte Präventionskonzepte
Mit Umweltmediziner Prof. Dr. Hans-Peter Hutter wurde ein 100 Seiten starkes Präventionskonzept für das WERK ausgearbeitet. Durch Schleusensysteme, Contact Tracing, 2G- bzw. 2Gplus-Regelung sowie die Installation von Lüftungsanlagen und UVC Sterilisation kaum Infektionen wurden detektiert.

„Wir haben sämtliche Maßnahmen und Verordnungen eingehalten. Mit unserem Präventionskonzept sind wir während der Zeit, in der wir geöffnet haben durften, gut gefahren. Jetzt gilt es, aus der Corona-Schleife auszusteigen und wieder durchzustarten. Die Après-Ski-Bars, Stadien und diverse Bars sind bereits gut besucht; eine Unterscheidung zwischen Nachtwirtschaft und anderen Gastronomie- und Veranstaltungsstätten ist für uns nicht mehr nachvollziehbar. Einer Öffnung der gesamten Nachtwirtschaft im März steht nichts im Wege!“

Nach der aktuellen von das WERK initiierten Facebook-Kampagne unter dem Hashtag #diezeitistreif werden die Stimmen immer lauter – es brodelt in der Nachtwirtschaft. Das zeigt u.a. auch die Solidarität der Kolleg*innen anderer Clubs, die das Anliegen mittragen: SASS Music ClubThe Loft PraterstrasseGrelle Forellefluc + fluc wanneDer Ponyhof, FLEXARENA WIENB72rhiz, ViennaCelesteWeberknechtKramladen und viele mehr! Aber nicht nur Clubs, sondern auch die Vienna Club CommissionAgenturenKünstlerinnenDJSLabelsTechnikerinnen #Lieferant*innen #Verleiher*innen, um nur einige zu nennen, unterstützen die Forderungen.

Folgende drei Punkte fassen das Hauptanliegen zusammen:

  1. Öffnung ab Freitag, 4. März 2022. Dies bringt eine angemessen lange Vorbereitungszeit von ca. 14 Tagen mit sich, die u.a. benötigt wird, um ein umsetzungsfähiges Programm zu planen und öffentlich zu bewerben, Gäste über jeweils gültige Eintrittsregelungen zu informieren, Lagerstände aufzufüllen sowie Mitarbeiter*innen aus der Kurzarbeit zurück in den Betrieb zu holen.
  2. Verlängerung des 5% Mehrwertsteuer-Satzes für die Nachtwirtschaft als zentraler Beitrag zur Reduktion der massiven Umsatzeinbußen, die Clubs in den vergangenen zwei Jahren erlitten haben und während der nur knapp fünf Monate, in denen eingeschränkter Betrieb möglich war, bisher keinesfalls angemessen kompensiert werden konnten.
  3. Safety First: 3G-Regelung als Eintrittskontrolle (geimpft, genesen oder tagesaktuell getestet), um weiterhin sowohl Gäste, Personal und Künstler*innen als auch uns selbst als Betreiber*innen bestmöglich zu schützen.

Infos zum das WERK:
Nach vier Jahren Kulturnomadentum als Verein in der Wiener Musik- und Kunstszene, vielen Kooperationen und drei aufregenden Jahren in der Neulerchenfelderstraße 6-8, belebt das WERK seit Frühling 2013 insgesamt fünf Stadtbahnbögen an der Spittelauer Lände. Der Club ist mit 2 Floors für Konzerte und Lustbarkeiten ausgestattet, zudem verfügt das WERK über einen Ausstellungs-, Seminar- und Proberaum und vermietet die angrenzenden Bögen als Ateliers, Werkstätten, Büros und Tonstudios. Das WERK fördert nationale und internationale Musiker*innen und Künstler*innen. Es dient als Plattform für kreativen Austausch und ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu Musik- und Kulturveranstaltungen. 2018, 2019, 2020 und 2021 wurde das WERK vom FM4 Exit Poll als „Club/Location des Jahres“ in Österreich mit dem 1. Platz ausgezeichnet.

Website: www.daswerk.org

Facebook: https://www.facebook.com/daswerkwien

Februar 2022, Vanessa Licht

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